280 Jahre Schloss Bruchsal

 die einzige geistliche Residenz der Barockzeit am Oberrhein

Schloss Bruchsal - Corps de Logis - Gartenseite

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Geschichte
der Stadt

Barock in Bruchsal

Damian Hugo
von Schönborn

Welsch,
Ritter

Neumann, Marchini

Zerstörung / Wiederaufbau

Schloss-
garten

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Bruchsal,

Wann wurde Bruchsal gegründet? Woher der Name?
Eine kurze Stadtgeschichte

Wappen der Stadt Bruchsal

976 wird Bruchsal erstmals eindeutig urkundlich erwähnt. Kaiser Otto II. hielt sich im Januar einige Tage hier auf. Seitdem ist die Stadt mehrfach dem Erdboden gleich gemacht worden, zuletzt am 1. März 1945. Obwohl Zeugnisse aus alter Zeit kaum mehr zu finden sind, können die Bruchsaler (Spitzname: "Holzlumpe", manche sagen auch "Schlappedengler") doch auf das Überlieferte und das wieder Erschaffene zu Recht stolz sein, sagt ein Zugereister. Helmut Kohl und Francois Mitterand hielten sich vor Jahren kurze Zeit hier auf und äußerten sich beeindruckt, als sie Abschied nahmen. Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart weilten hier anläßlich einer Konzertreise, beide hatten wohl andere Sorgen und konnten die Reize der Stadt nicht genießen.

In ihrer langen Geschichte wechselt die Stadt mehrfach ihren Namen: Bruohsele, Bruohsela, Brochsale, Broxole, Brucsel, Brusela, Bruoselle, Bruhsel, Bruchsel, Prussel, die Einheimischen sagen heute meist Bruhsl - kein Wunder, daß unser Name schon mal mit der Hauptstadt der Belgier verwechselt wird. Bruchsal - wie übrigens auch Brüssel - bedeutet so viel wie Königshof (=Sal) im Sumpf (=Bruch). Sümpfe gibt es heute hier nicht mehr, wohl ein fürstliches Schloß.

Kreuz

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Speyer und Bruchsal verbindet eine mehr als 800jährige Geschichte. Schon kurz nach seiner Gründung kommt der Königshof durch eine Verfügung Kaiser Heinrichs III. im Jahre 1056 in den Besitz der Speyerer Bischöfe. Von der damals errichteten Burg kann man heute nur noch den stattlichen Bergfried aus dem Jahre 1358 sehen (unmittelbar neben dem 1987 errichteten Bürgerzentrum gelegen). Wo genau die alte Burg gelegen hat, ist ein Rätsel, an dessen Auflösung Archäologen und Stadthistorikerarbeiten. Vermutlich lag der Königshof in der Nähe der heutigen Liebfrauenkirche. Stadtrechte bekommt Bruchsal 1248. 1277 erscheint das Speyerer Bischofskreuz im Bruchsaler Stadtsiegel. Bis 1803 bleibt Bruchsal im Besitz desHochstiftes Speyer. Heute noch zeigt das Bruchsaler Wappen das silberne Speyerer Kreuz und im linken oberen Feld eine silberne Kugel auf blauem Grund.

1502 ist das Jahr der Bauernverschwörung, des sog. Bundschuh. Joß Fritz aus Untergrombach, heute Stadtteil Bruchsals, steht im Mittelpunkt dieses mißlungenen Aufstands. 1544 erscheint in Basel Sebastian Münsters "Cosmographia Universalis". Auf 471 Holzschnitten werden Deutschlands Länder und Städte beschrieben, darunter auch Bruchsal.

Bruchsel im Brurein. (Text von S. Münster auf der Rückseite dieser Abbildung)

Hertzog hieß Conrad ... Francken
war ein Sohn Herrn Wernhers/und vermählet
Lutgarden/aber er kam umb im Krieg/so Keyser Ott. Ungern. Etlich jar davor ubergab er die Herrscha..
dargegen die Stadt Bruchsel. Da er aber umbkam
Speier/mit Nammen Sigebaldo. Es gab auch
Gut an die Stifft Speier mit verwilligung des
Item Ger..htigkeit Müntz zu schlagen/Zoll

Bruchsal vor der Zerstörung: Sebastian Münster, Cosmographia Universalis (Ausschnitt), Basel 1544

Der hier gezeigte kolorierte Holzschnitt mißt im Original nur 43 x 33mm. Ein Reiter und ein Fußsoldat nähern sich dem Stadttor. Die Stadt ist befestigt. Zahlreiche stattliche Gebäude und Kirchtürme zeugen von Wohlstand. Im Hintergrund das Kraichgauer Hügelland.

1675 und 1689 wird die Stadt dann systematisch (mit Fleiß, würden die Bruchsaler heute sagen) eingeäschert. 100 Jahre vor der großen Revolution verwüsten die Truppen Ludwigs XIV. unter ihrem General Ezechiel Graf von Melac den deutschen Südwesten.Die Pfalz wird buchstäblich verbrannt, Heidelberg zerstört, der Kraichgau Ortschaft für Ortschaft ausradiert. Ob die Abbildung in Münsters Cosmographia aus dem Jahre 1544 den Realitäten entsprach, läßt sich nicht sagen, da Bruchsal in der Folgezeit mehrfach restlos zerstört worden ist und kein Stein auf dem anderen blieb. Die Zahl der Bürger belief sich im Jahre 1692 auf 130, auf dem Friedhof waren binnen drei Jahren 3.500 Seelen beerdigt worden (2).

In ihrem herausragenden Werk über "Die Baupolitik des Kardinals Damian Hugo von Schönborn" (24) schreibt Uta Hassler:

Damian Hugo hatte eine Herrschaft über ein Land angetreten, das durch die langen Kriegszeiten im 17. Jahrhundert so sehr gelitten hatte, daß die Bewohner den Glauben an bessere Zeiten und den Mut zum Wiederaufbau ihrer zerstörten Anwesen fast verloren hatten. Den Zustand der künftigen Residenzstadt Damian Hugos beschreibt Roman Heiligenthal in seiner "Baugeschichte Bruchsals vom 13. bis zum 17. Jahrhundert", Heidelberg, 1909: "Schon im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt viel gelitten und fast die Hälfte der Einwohner verloren. Im Holländischen Kriege wurde der Ort durch die französische Besatzung Philippsburgs völlig verbrannt.... Der schwerste Schicksalsschlag traf die Stadt im Pfälzer Erbfolgekriege, als sie nach sechsstündiger Beschießung von den Franzosen eingenommen und völlig vernichtet wurde.... Fortgesetzte Plünderungen und Brandstiftungen der wiederhergestellten erbärmlichen Hütten, Seuchen, welche im Gefolge dieser Drangsale hereinbrachen, brachten die Einwohnerzahl schließlich auf 300 Personen herunter. Nur langsam ging der Wiederaufbau der Stadt vor sich, es mangelte an allem. Als Damian Hugo von Schönborn ... hier seine Residenz aufschlug..., fand er noch düstere Brandmauern, Ruinen von Kirchen und Kapellen ... öde Straßen und Plätze vor, auf denen das Gras wuchs und das wenige Vieh der Einwohner weidete. Es war fast eine Neugründung der Stadt, die er und seine Nachfolger unternahmen.

Eine Blütezeit erlebt die rechtsrheinische Kleinstadt Bruchsal, als im Jahre 1719 Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn sich entschließt, seine Residenz von Speyer nach Bruchsal zu verlegen und zu diesem Zwecke ein völlig neues Regierungsviertel zu schaffen. Als Fürstbischof im Besitze der geistlichen wie der weltlichen Macht, schafft er ein Gesamtkunstwerk, für das ihm die Bruchsaler noch heute zu Dank verpflichtet sind. Franz Christoph von Hutten vollendet die Schloßanlage im Geiste des Rokoko.

Kardinal Schönborn

Mit der Auflösung des Fürstbistums Speyer kommt Bruchsal 1803 an die Markgrafschaft Baden, welche von Napoleon 1806 zum Großherzogtum erhoben wird. Napoleon Bonaparte scheut sich nicht, im Zuge seiner Europapolitik die sechzehnjährige Stephanie de Beauharnais-Napoleon (25), seine Nichte und Adoptivtochter, mit Karl von Baden zu vermählen. Die Ehe verlief unglücklich. Eine kleine Prinzessin und ein kleiner Prinz starben kurze Zeit nach der Geburt. Immerhin hatten die Badener auf diese Weise eine kaiserliche Hoheit aufzuweisen, wohingegen die zum Königreich erhobenen Württemberger lediglich königlich blieben. Für das unbedeutende Baden machte sich die ungleiche Heirat, gegen die sich die badische Markgräfin Amalie (26) anfangs vehement gewehrt hatte, bezahlt.

Markgräfin Amalie von Baden, die "Schwiegermutter Europas"
Vier ihrer fünf bildschönen Töchter bekamen die höchsten Fürsten Europas zu Ehemännern: Zar Alexander I. von Rußland, König Max I. Josef von Bayern, König Gustaf IV. Adolf von Schweden und Herzog Wilhelm Friedrich von Braunschweig. Amalie bekam - vermutlich auf Intervention durch Kaiser Napoleon - Schloß Bruchsal als Witwensitz. Hier empfing sie ihre Verwandten, zu denen sich bald halb Europa zählen konnte.

Markgräfin Amalie von Baden

Plakette der Amalie von Baden am sog. Schneckenbrunnen, vor dem Amtsgericht

Foto Eckert ca. 1871

Fotografie Eckert um 1871. Es zeigt die Schlossanlage von der Ehrenhofseite - grau getüncht. Neumanns Torwachtgebäude ähnelt einem Eisenbahnschuppen

Nach dem Tode Amaliens im Jahre 1832 wurde es still in Bruchsal. Die Stadt und das Schloß fielen in einen Dornröschenschlaf. Das Schloß wurde vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben. Eine Zeitlang diente es als Militärhospital. In dieser Epoche wurde die Wandbemalung weiß übertüncht (dies war der Grund, weshalb die im zweiten Weltkrieg für dokumentarische Zwecke gemachten fotografischen Aufnahmen teilweise nicht ergiebig sein konnten). Erst Anfang unseres Jahrhunderts wurde das Schloß von Fritz Hirsch in großen Teilen renoviert. Dabei wurden die großartigen Fassadenmalereien von Marchini, die bereits im Jahre 1760 hellgrau übertüncht wurden, wieder hergestellt.

Am 1. März 1945 wird die Stadt mit dem Schloß buchstäblich ausradiert. Luftaufnahmen, die 24 Stunden nach dem verhängnisvollen Angriff erfolgen, zeigen in der Stadt nur noch ein einziges Haus mit intaktem Dach. Auf den Tag genau 30 Jahre danach kann das Schloß Bruchsal, wiedererstanden aus den Ruinen, schöner als je zuvor dem Besucher zugänglich gemacht werden.

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